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Yellow

Autorenbild: DragiDragi

Mein ganzes Leben - in der Zwischenzeit sind es 40 Jahre - habe ich mir nie erlaubt mich und meinen Körper anzunehmen, wie er ist, und schon gar nicht ihn zu lieben. Ich habe mich oft gefragt, warum ich bestraft worden bin und einen hässlichen Körper bekommen habe.

Welche Komplimente ich auch immer bekommen habe. Meistens habe ich mich darüber gefreut, habe aber immer "ABER" gedacht.


ABER ich bin zu dick.

ABER meine Beine sind zu kurz und x-förmig.

ABER meine Oberarme: ich hab viel zu viel Kraft für eine Frau.

ABER ich habe richtige Würstelfinger und Männerhände.

ABER mein breiter Rücken

ABER ich hab eine rundes Gesicht wie ein Teller.

ABER ich habe breite Füsse und einen hohen Schaft und sie sind gaaaar nicht schön UND von meinen Waden brauch ich erst gar nicht anfangen.

ABER, ABER, ABER


Das einzige, was ich wirklich an mir immer gemocht habe, sind meine schön anliegenden Ohren. ABER wenn ich an meinen Kopf denke. Uhiiii.

Hmm, echt anstrengend und mühsam.

Mein ganzes Leben schon. Seid ich zurückdenken kann, habe ich mich von äusseren Einflüssen bestimmen lassen. Als Frau, schien es mir klar sein, dass ich nicht dem Idealbild entspreche.


Jahre vergingen und gedacht getan.

Mein Warum-ich-nicht-gut-bin-so-wie-ich-bin hat sich wie ein roter Faden durch mein ganzes Leben gezogen. Selbstvertrauen war mir in jeglicher Hinsicht ein Fremdwort. Ich konnte darüber nur lächeln.

Was ist Selbstvertrauen? Ich bin, ABER ich bin nicht das, was ich zu sein wünsche. Eben nicht Standard, eben nicht Hochglanz, eben nicht ... und schon wieder in der Endlosschleife.


Gleichzeitig war mein Körper aber mein Sklave. Mein ganzes Leben hat mein Körper funktionieren MÜSSEN, egal ob ich ihn mochte oder NICHT. Die Frage stellte sich gar nicht, jetzt bist du da und du hast zu funktionieren. Wenn er versuchte, da oder dort aufzubegehren, habe ich ihn sofort auf den Platz verwiesen: jetzt echt nicht, gar kein guter Zeitpunkt usw.


Seid es vor genau fünf Jahren, ein Reset namens" Krebs im Endstadium" gab, habe ich Hochachtung zu meinem Körper gewonnen. Was er alleine in dieser Zeit geleistet hat und seitdem jeden einzelnen Tag und jede einzelne Stunde aufs Neue. Einfach unbeschreiblich! Heute sitze ich da, in diesem Körper mit strahlender Stärke und Bewunderung und grosse Dankbarkeit für ihn. Ich sage es mit Worten meiner Schwester: "Jeden Tag aufs Neue würde ich dir gerne einen Pokal kaufen."


AN JEDEM TAG bin ich aufs Neue dankbar, mit meinem runden Gesicht lachen zu dürfen.

AN JEDEM TAG bin ich unbeschreiblich glücklich, auf meinen dicken, kurzen x-Beinen stehen zu dürfen. Dass sie mich tragen und ich mit mit ihrer Hilfe mich fortbewegen darf.

AN JEDEM TAG bin ich diesem Körper für seine Leistung dankbar und den Bedingungen, unter welchen er arbeiten muss.


Wir sind beste Freunde geworden, mit allen Facetten einer Beziehung.


Heute macht es mir Mega-Spass, diesen Körper zu stylen und es ist so viel einfacher geworden. Ich gehe auf meinen Körper ein und mache ihm keine Vorgaben. Ich mache für mich das Beste, immer nach Lust und Laune.

Heute weiss ich, dass ich einfach anders bin. Das ist gut so. Ich darf anders sein. Muss nicht der Norm entsprechen. Ich erlaube mir ganz und gar ICH zu sein. Meistens.


Heute ziehe ich dieses wunderschöne gelbe Kleid an und erfreue mich des Leben. An diesem ganz besonders Tag, der es mir erlaubt, dass es mir gut geht. Ich bin 40 Jahre alt.



MEIN TIPP:

Nimm DEINEN Körper an und liebe ihn. Habe Spass daran. Dann sieht man DEINE Schönheit.


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